Geschichte des Schlosses Roudnice

Das Schloss Roudnice, das als fürstlicher und herzoglicher Sitz der Adelsfamilie Lobkowicz diente, thront über der Elbe im Herzen der historischen Innenstadt von Roudnice nad Labem, etwa 50 km nördlich von Prag.

Historische Ursprünge

Im 12. Jahrhundert errichteten die mächtigen Prager Bischöfe an jener Stelle, an der heute das Schloss Roudnice steht, ein Schloss im Festungsstil. Dieses diente als beliebte Sommerresidenz der Prager Bischöfe und Erzbischöfe. Man sagt, es sei der Ort an dem Jan Hus zum Priester geweiht wurde.

Die ursprüngliche romanische Struktur wurde im 14. und 15. Jahrhundert durch gotische Ergänzungen und Umbauten verändert. Die Burg wechselte von religiösen in weltliche Hände und gelangte schließlich 1603 in den Besitz der Familie Lobkowicz, als Zdeněk Vojtěch, 1. Fürst Lobkowicz (1568-1628) die damalige Besitzerin des Schlosses, Polyxena Pernštejn (1566-1642), heiratete.

Im Jahr 1652 beauftragte ihr Sohn Václav Eusebius, 2. Fürst Lobkowicz (1609-1677), die italienischen Architekten Francesco Caratti und später Antonio della Porta, den größten Teil des ursprünglichen Bauwerks abzureißen und an seiner Stelle ein Meisterwerk des Hochbarocks zu schaffen. Diese großartige Residenz mit 200 Räumen umfasste massive Treppenhäuser mit zwei Eingängen, einen stattlichen Uhrturm, eine kunstvoll dekorierte Kapelle und ein elegantes Theater. Weitere Außengebäude, wie die Reitställe und das Verwaltungsgebäude, wurden in Folge auf dem Schlossgelände errichtet. Zu Václav Eusebius' großer Rekonstruktion gehörte auch die Schaffung prächtiger Gärten im Burghof und auf dem umliegenden Gelände.

Als der Bau des Schlosses Roudnice abgeschlossen war, waren die Räume mit den schönsten Werken aus den sich ständig erweiternden Kunstsammlungen der Familie gefüllt. Dazu gehörten Gemälde von vielen der größten europäischen Künstler, kostbare religiöse Gegenstände, Spezialwaffen sowie feines Porzellan und dekorative Kunst aus Europa und dem Fernen Osten. Während die Gärten blühten, füllte sich die Roudnice Lobkowicz Bibliothek mit wichtigen Büchern, Manuskripten und dem Archiv.

Zu den Sammlungen des Schlosses gehörten auch Musikinstrumente und autographe Manuskripte von vielen der größten Komponisten des 18. und 19. Jahrhunderts, darunter Gluck, Mozart und vor allem Beethoven, der seine 3. (Eroica), 5. und 6. Symphonie seinem großen Mäzen Joseph František Maximilian, 7. Fürst Lobkowicz (1772-1816), widmete. Viele dieser Kompositionen wurden vom Hausorchester im Schlosstheater von Roudnice, im Schloss Jezeří oder im Wiener Palais Lobkowicz aufgeführt.

Bedeutende architektonische Merkmale

Von der ursprünglichen romanischen Burg ist unterhalb der Nordwest-Terrasse des heutigen Bauwerks ein Abschnitt der Umfassungsmauer erhalten, die durch mehrere kleine Türme befestigt ist. Ebenfalls aus dieser Zeit erhalten und vom heutigen Innenhof aus zugänglich, sind ein großer Gewölbesaal und mehrere kleinere Gewölberäume, von denen einer die Basis einer Säule aus dem 12. Jahrhundert enthält.

Zu den herausragenden Merkmalen der Barockzeit gehört die Kapelle, die mit prächtigen Fresken von Giacomo Tencalla (1644-1692) geschmückt ist.

Viele Räume weisen auch einzigartige architektonische Merkmale auf, darunter Keramiköfen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, mit Fresken und Stuckarbeiten verzierte Decken und große Balkone.

Jüngste Geschichte

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war die Familie Lobkowicz gezwungen, vom Schloss Roudnice und aus dem Land zu fliehen. Maximilian Lobkowicz (1888-1967), der Botschafter der Tschechoslowakei in Großbritannien, und seine britische Frau, Gillian Somerville, lebten im Exil in London. Nazi-Truppen besetzten das Schloss und beschlagnahmten seine Kunstsammlungen, wobei das Gebäude als SS-Ausbildungslager für die Hitlerjugend genutzt wurde. Das speziell entworfene Kabinett der Bibliothek wurde zerstört, und ihre Räume wurden in Gemeinschaftslatrinen umgewandelt. In den letzten Kriegstagen fielen Bomben und beschädigten das Theater im Westflügel des Schlosses schwer.

Nach dem Krieg kehrte Maximilian nach Hause zurück, und die Reparaturen an der beschädigten Burg wurden eingeleitet. Nicht lange danach, als die kommunistische Regierung 1948 die Macht übernahm, wurden alle Besitztümer der Familie Lobkowicz ein zweites Mal beschlagnahmt. Der Inhalt der Sammlungen wurde aus dem Schloss Roudnice evakuiert und über das ganze Land verstreut. Die größten Schätze gingen in die Nationalbibliotheken und Museen über.

Während der nächsten fünf Jahrzehnte wurde das Schloss Roudnice als militärische Musikschule und für militärische Verwaltungsbüros genutzt. Im Jahre 1965 wurde die Schlossreithalle zum Sitz der Galerie der Modernen Kunst Roudnice nad Labem umgewandelt, diese befindet sich dort noch bis heute. Die Galerie hat einen ausgezeichneten Ruf für die Präsentation hochwertiger Ausstellungen und ist ein attraktives Ziel für einheimische Besucher und Touristen gleichermaßen.

Die Familie Lobkowicz konnten, dank der von Präsident Václav Havel unterzeichneten Restitutionsgesetze einen Großteil ihres Besitzes, einschließlich des Schlosses Roudnice, zurückfordern. Nach der Restitution vermietete die Familie das Schloss weiterhin an die Militärmusikschule und nutzte die Mieteinnahmen und andere Einkünfte, um Renovierungsarbeiten einzuleiten - etwa die Restaurierung des ikonischen Glockenturms und die Erneuerung des Daches. Die Finanzierung der Militärmusikschule wurde von der Regierung eingestellt, und die Schule wurde Ende 2008 offiziell geschlossen.

Seit 2009 hat die Familie Lobkowicz eine Reihe von Reparaturen am Schlosseigentum vorgenommen und sucht aktiv nach Partnern und alternativen Nutzungsmöglichkeiten für das Schloss und das Gelände.